Alter Wallfahrtskalender
aus „Wallfahrtskirche Maria Trost in Brünnl“ 1894
von P. Isidor Raab, Innsbruck
An Sonn- und Feiertagen drängen sich Leute aus der ganzen Umgebung von sieben verschiedenen Pfarren hier zusammen. Der größte Zustrom aus der Ferne beginnt am Fest des Hl. Florian, 4. Mai, und dauert mit Unterbrechung bis zum Fest des Hl. Leonhard am 6. November.
Zwettl und Waidhofen an der Thaya:
Den Reigen eröffnen alljährlich die Zwettler, von Waidhofen an der Thaya, ihnen folgen noch am selben Tag, 4. Mai, 30 kleinere Gruppen aus Niederösterreich.
Sonntagberg und Amstetten…
Am Montag in der Bittwoche (Tage vor Christi Himmelfahrt) kommen die Sonntagberger und Amstetter (NÖ). Am Dienstag die Schattauer, und Mittwoch die Iglauer aus Mähren, die über das Fest Christi Himmelfahrt bleiben.
Horn…
Am Fest Christi Himmelfahrt, am Nachmittag, kommen die Traunsteiner, Frauenhofer und Poigner aus der Gegend von Horn in Niederösterreich.
Reichenau im Mühlkreis:
Am Freitag nach Christi Himmelfahrt in der Früh geht ein ganzer Zug weißer Mädchen den Deutsch-Reichenauern von der Oberösterreichischen Grenze voran.
Bayern, Heidenreichstein, Hohenfurt…
Am Samstag vor Pfingstsonntag kommen abends die Kloster Schlägler heran und werden von Wallfahrern aus Bayern begleitet. Auch diesen geht eine große Schar
weißer Jungfrauen voran. Am selben Abend ziehen auch die von Heidenreichstein, Romauer Adamsfreiheit, Kauzen, Reibers und Dobersberg in Niederösterreich ein, und die aus Hohenfurt in Böhmen.
Budweis…
Am Pfingstsonntag morgens erscheinen dann die Neubistritzer, nachmittags die Budweiser, Deutsche und Böhmen in großen Scharen. Dazu gesellen sich noch die
Beinhöfler, Mistlbacher, Mühlbacher und Siebenlindner aus Niederösterreich und Gutwasser in Böhmen.
Am Pfingstmontag kommen alljährlich die Rosenberger, Bergstadtler und Wittingauer aus Böhmen, und eine kleine Gruppe aus der Gegend von Iglau in
Mähren.
Schweinitz…
Am Pfingstdienstag ziehen in großen Scharen die Schweinitzer aus Böhmen heran. Am Donnerstag in derselben Woche vormittags erscheinen die Sieghartser aus
Niederösterreich, die Lipolzer, Jamnitzer, Studeiner usw. aus Mähren.
Krummau, Goldenkron…
Am Freitag in der Pfingstwoche, dem stärksten Tag im ganzen Jahr, sendet der Schöninger- und Planskowald seine sämtlichen Um- und Anwohner, Deutsche und
Böhmen aus Krummau, Priethal, Kalsching, Ottau, Tveras, Kirchschlag, Lagau, Stein, Krems, Berlau, Steinkirchen, Goldenkron, Cernitz und Payreschau.
Rimau, Římov, Niederösterreich…
Am Samstag in der Pfingstwoche kommen dann noch die von Rimau und mehrere Scharen aus Niederösterreich.
Weitra
Den Schluß dieser Wochen machen dann am Dreifaltigkeitssonntag um 9.00 Uhr die aus der Stadt Weitra in Niederösterreich.
Freistadt, Unterweißenbach…
Am Freitag nach Fronleichnam kommen die Weißenbacher aus der Gegend von Freistadt in Oberösterreich und am Samstag sehr viele kleinere Gruppen aus
Niederösterreich.
Strobnitz
Am 15. Juni, das ist am Fest des hl. Veit, feiern die Strobnitzer ihren Wettermesstag in Brünnl.
Linzer Gegend…
Am 3. Sonntag nach Pfingsten kommen die Wallfahrer aus Halmonsödt und Umgebung bei Linz in Oberösterreich.
Kaplitz…
Am Fest des hl. Johannes des Täufers ziehen die Meinetschläger heran und Sonntags darauf die Welleschiner, Demauer, Kaplitzer, Hodenitzer, und die aus Schwarza in Niederösterreich.
Sonnberg, Deutsch-Reichenau, Beneschau…
Am Fest Johannes und Paulus, das ist am 26. Juni, erscheinen die Sonnberger, Deutsch-Reichenauer, Beneschauer und Theresiendorfer mit je einem Geistlichen
und feiern hier das hl. Messopfer.
Johannisberg, Waldenstein, Elexnitz
Zum Fest Peter und Paul am 29. Juni kommen die Johannisberger, Waldensteiner und Elexnitzer. Die Elexnitzer bringen ihren Herrn Pfarrer mit, der hier das Hochamt
hält.
Gratzen
Am 4. Juli, das ist am Fest des hl. Procop, kommen in großen Scharen die Gratzner mit einem Geistlichen und damit ist die Frühlingstour geschlossen!
Großgerungs…
Während der heißen Sommertage finden sich nur einzelne Gruppen an ihren gelobten Wettermesstagen ein. Es sind Wallfahrer von Harmenstein, Langfeld,
Großgerungs, Silberberg, Sinetschlag…
Budweis, Seyfrieds…
Erst zum Fest Maria Himmelfahrt, am 15. August, beginnen die deutschen Budweiser, Seifritzer und Gebhartser die Herbstsaison und es folgen ihnen die
Klosterbrucker und Deutschkonitzer aus Mähren.
Hoheneich, Gmünd, Steinbach…
Am Samstag nach Bartholomäus kommen die Vorstadtler, Hoheneicher, Gmündtner, Steinbach, Erdweis und Zuggers aus Niederösterreich und die Oppolzer aus
Böhmen.
Schrems…
Zum Schutzengelfest die Chelcicer und Suchenthaler aus Böhmen, die Amaliendorfer, Schremser und mehrere kleine Gruppen aus Niederösterreich.
Litschau
Am 6. September kommen die aus Deschna in Böhmen und Litschau in Niederösterreich.
Windhaag bei Freistadt…
Am Samstag vor Matthäus die Windhager aus Oberösterreich und zum Fest des hl. Matthäus selbst kommen die Gobrechtser, Rothenschachler und Köstelsdorfer aus
Niederösterreich.
Sandl (OÖ), Schwarzenbach (NÖ)
Am Samstag darauf die Sandler aus Ober- und die Schwarzbacher aus Niederösterreich.
Böhmen
Das Fest des Hl. Wenzel am 28. September wird ganz böhmisch abgehalten und erscheinen dazu die von Driesendorf, Teinles, Chlum, Forbes.
Leopoldsschlag, Zettwing, Gmünd, Harbach, Wultschau
Dann kommen noch am ersten sogenannten goldenen Samstag die Leopoldschläger aus Oberösterreich, am zweiten die Zettwinger, Gmündtner und viele andere aus Niederösterreich, bis endlich am Fest des hl. Leonhard, am 6. November, die Harbacher und Wutschinger aus Niederösterreich die ganze Wallfahrt beschließen.
Alle mit Namen genannten Prozessionen kommen gewöhnlich Abends, ziehen unter Glockengeläute, mit Musik und Vortragung dreier Statuen und in Begleitung eines Geistlichen feierlich ein, gehen um den Altar zum Opfer und Kreuzpartikelkuss, werden dann, wenn es die Zeit erlaubt durch eine Ansprache begrüßt und
bekommen mit dem Ciborium den Segen und zuletzt Weihwasser.
Dann suchen sie sich ein Nachtquatier und kommen dann bis in die späte Nacht zur hl. Beichte. Des andern Tags frühmorgens wird wieder Beichte gehört und dann
werden die Wallfahrer in die Schatzkammer geführt und von dort in die Kirche zur hl. Messe und hl. Kommunion.
Nach dem Frühstück ziehen sie ebenso wie sie am Vorabend gekommen sind wieder aus. Bis zum Ortschild werden sie von einem Geistlichen begleitet.